Szabanac

20 gemeinsame Jahre sind zu Ende gegangen.

Ich kann es nicht richtig fassen, noch nicht. Es ist jetzt ein paar Tage her, aber es braucht, bis es wirklich ankommt.

Waterloo geht es ähnlich, er sucht Szabanac zwischendurch immer mal wieder, obwohl er neben ihm stand, als er starb.

Vielleicht geht es ihm wie mir, auch ich schaue mich um und meine Augen suchen meinen großen Braunen, obwohl ich doch beim Sterben neben ihm saß.

20 Jahre. Eine lange Zeit. Viele gemeinsame Erlebnisse. Viele gemeinsame Stunden.

Szabanac war eben einfach immer da. In meiner Pubertät, beim ersten Liebeskummer (und auch beim zweiten und dritten…), beim ersten Freund, beim ersten Kind, beim zweiten Kind. Szabi war da. Er hat mich begleitet vom Kind zum Erwachsenen. Er konnte mich immer nehmen wie ich bin. Seine Augen hatten immer diesen wissenden Ausdruck, egal was für eine blöde Idee ich hatte.

Ich bin unendlich froh und dankbar, dass ich mit ihm und für ihn gelernt habe, anders mit Pferden umzugehen. So hatte er viele Jahre, in denen er nichts mehr musste und ganz frei entscheiden durfte, was er möchte und was gut für ihn ist.

In den letzten Wochen hat Waterloo sich wahnsinnig weiter entwickelt. Er wurde reifer, klarer, der Umgang mit ihm hat eine neue Leichtigkeit bekommen. Ich hatte immer mit Szabanac diese Abmachung, dass er frühestens dann gehen darf, wenn wir mit Waterloo auch ohne ihn zurecht kommen – er hat sich an diese Abmachung gehalten. In den letzten Wochen konnte ich mit den beiden gemeinsam laufen, das war jahrelang unmöglich, weil man alle Aufmerksamkeit nur für Waterloo brauchte. Ich danke beiden dafür, dass ich diese Erfahrung machen durfte.

Szabanac, ich verneige mich vor dir. Deine Weisheit war und ist so unendlich groß. Du hast mir gezeigt, wie man anderen dient, ohne sich selbst zu verbiegen, wie man führt, ohne andere zu verbiegen. Deine unendliche Geduld, dein unermüdlicher Einsatz für deine Herde und deine Menschen. Du hattest diese unfassbare Klarheit. Du warst ein Leitpferd, wie es im Buche steht.

Du fehlst. Du fehlst mir und deiner Herde, du fehlst dem ganzen Hof. Deine ganz besondere Energie fehlt an allen Ecken und Enden.

Du bist von einem gebrochenen Turnierpferd zu einem freien, stolzen Pferd geworden, dass artgerecht leben darf. Als ich dich kennenlernte hattest du all diese Narben vom Weben, vom Sattel, sogar von Gamaschen! Aber wir hatten Glück: Wir haben einander gefunden. Ja, erst warst du das tolle Turnierpferd, mit dem ich erfolgreich werden sollte. Aber dank deiner Vehemenz haben wir bald begriffen, dass das nichts mehr für dich ist und haben neue Wege eingeschlagen. Ich bin hier, wo ich bin, schreibe in diesem Blog über so „verrückte“ Themen, weil du in mein Leben gekommen bist. Weil ich dich große Seele so lange bei mir haben durfte. Danke für all die gemeinsamen Jahre.

In Liebe,

Marina

 

2 Comments

  • Anja

    Reply Reply 28. September 2016

    Auch von mir ganz viel Kraft für dich und Waterloo!
    Wie heißt es so schön: Sei nicht traurig, dass es vorüber ist sondern dankbar für das was war.
    Wie schön, dass du ihm noch so viele wundervoll Jahre geben konntest. Viele seiner Artgenossen erfahren nicht diese wundervolle Wendung in ihrem Leben…
    So konntet ihr euch gegenseitig Lehrmeister, Freund und Weggefährte sein.
    Alles Liebe!

    • Marina

      Reply Reply 12. Oktober 2016

      Ich danke dir sehr für diesen lieben Kommentar! Ja, ich bin sehr, sehr dankbar für all die Jahre!

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