Meine Beine stehen fest auf dem Boden, wie verankert. Ich atme tief in den Bauch, lasse alle Anspannung los.
Ich fühle in meine Beine. Verflixt, da sind wieder Muskeln angespannt, die ich gerade gar nicht brauche… Also entspannen… Nur die Muskeln gebrauchen, die gerade wirklich nötig sind… Oh nein, jetzt hab ich die Schultern angespannt! Einatmen, ausatmen, Schultern fallen lassen. Ja, viel besser! AHHH, jetzt habe ich den Bauch wieder angespannt. Also gut, loslassen, atmen, ankommen…
Habe ich Tai Chi gemacht? Eine Art Achtsamkeitsmeditation im Stehen? Irgendeine andere großartige Art der Meditation oder Bewegungslehre?
Mitnichten!
Ich hatte die Ehre, Amigo während der Hufpflege festzuhalten.
Und das ist sehr lehrreich, vor allem wegen seiner prompten Reaktion auf jede meiner Anspannungen.
Amigo ist ein tolles Pferd (das hier ist er übrigens).
Er ist sehr menschenbezogen, er liebt es zu spielen und auch zu „arbeiten“, also in meinem Sinne, er entwickelt sich und seinen Körper ständig weiter.
Nur eine Sache, die bleibt – sein rechter Hinterhuf soll bei der Hufpflege möglichst nicht gemacht werden!
Nachdem klar ist, dass er den Huf zum normalen Auskratzen geben kann, er keine Schmerzen hat etc., habe ich natürlich aufgestellt usw.
Und es ist besser geworden. Deutlich besser. War früher an Huf geben beim Hufpfleger gar nicht zu denken, ist er heute schon deutlich ruhiger und er gibt den Huf auch – nur ungern so lange wie nötig.
Irgendwann fiel mir auf, dass sein Verhalten beim rechten Hinterhuf unglaublich viel mit dem Menschen zu tun hatte, der ihn festhält. Als ich dann daraufhin fast in Meditation versank (und einen extrem guten Tag hatte), klappte alles reibungslos. Ich war und bin fasziniert davon!
Jetzt übe ich das jedesmal bei der Hufpflege und das Feedback von ihm kommt auf der Stelle!
Ich habe nicht immer so gute Tage wie beim ersten Mal, als alles perfekt klappte. Aber wir sind auf dem Weg. Gemeinsam. Und sobald ich völlig entspannt bin, in meiner Mitte stehe, fest mit dem Boden verbunden bin, lässt Amigo den Kopf fallen, entspannt sich und kann es aushalten, dass der Huf gemacht wird. Anscheinend haben wir beide diese Art der Meditation nötig!
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