Es ist okay…

Manchmal bekomme ich zu hören, dass die Wildtiere im Zoo oder auch die Tiere, die geschlachtet werden, sich gar nicht negativ darüber äußern. dass es für sie okay sei. Und die Menschen sagen dann, dass die Tiere das durch die Tierkommunikation mitgeteilt haben.

Aber kann das sein? Kann das wahr sein?

Als erstes möchte ich sagen, dass es nicht darum geht, dass ich denke, diese Menschen haben etwas falsch wahrgenommen. Ich glaube, dass hier verschiedene Dinge zum Tragen kommen.

Unser eigener Blickwinkel

Wir hören die Tiere oft so, wie wir sind. Entscheidend ist oft, was unser Bewusstsein ertragen kann. Wenn jemand Fleisch isst und mit einem Nutztier spricht, dass am Ende geschlachtet wird, dann wird sein Bewusstsein kaum Dinge wie: „Ich will nicht sterben!“ durchlassen, weil es zu schwer zu ertragen ist, zu begreifen, dass das Tier für einen selbst sterben wird, für den eigenen Genuss. Man muss also mit einrechnen, dass man deswegen durchaus Sachen ausblendet und schlicht nicht hört.

Das muss auch nicht zwingend nur denen passieren, die Fleisch essen. Auch für Veganer und Vegetarier kann die ganz bewusste Konfrontation damit zu viel sein. Auch haben ja nun viele Menschen Haustiere, die wiederum Fleisch essen und sind so auch dann mit dieser Realität konfrontiert, dass andere Tiere für die eigenen Haustiere sterben müssen. Und das ist eine harte Realität.

Die Resignation des Tieres, mit dem man spricht

Stell dir mal vor, du wirst zu Unrecht verurteilt und ins Gefängnis gesteckt. Das Urteil lautet lebenslänglich. Glaubst du, du würdest über Jahre in deiner Zelle kämpfen? Täglich nur weinen? Nie etwas tun?

Ich glaube, man würde irgendwann aufgeben. Mitmachen. Es nützt ja nichts, man kommt ja eh nicht raus.

Ich glaube, dass es Tieren ähnlich geht. Sie haben entweder aufgegeben bzw. heutzutage werden sie ja alle schon in Gefangenschaft geboren. Woher sollen sie wissen, dass es eine andere Welt gibt? Ein Leben in Freiheit?

Ich glaube schon, dass Tiere im Zoo dann sagen: „Ja, es ist schon okay, ich bin glücklich.“ Was sollen sie auch sonst tun? Täglich leiden? Täglich sich selbst quälen? Tiere leben im Hier und Jetzt und sind sehr anpassungsfähig. Und natürlich passen sie sich dann an die Gegebenheiten ihrer Gefangenschaft an und sind in dem Rahmen zufrieden.

Um nochmal zum Beispiel des zu Unrecht Verurteilten zu kommen: Selbst wenn dieser Mensch dann im Gefängnis zurecht käme, hätte das ja nichts an dem Unrecht geändert!

Nur weil Wildtiere in Gefangenschaft nicht tagtäglich apathisch in der Ecke stehen, heißt das ja keinesfalls, dass es in Ordnung ist, Tiere für unser Vergnügen einzusperren.

Nur weil Nutztiere weiterhin fressen und trinken und somit Lebenswillen zeigen, heißt das nicht, dass es in Ordnung ist, wie sie gehalten werden und dass sie am Ende nur für uns sterben müssen. Zumal es heutzutage ja sehr deutlich geworden ist, dass man ohne Fleisch sehr gut und gesund (wahrscheinlich sogar gesünder) leben kann als mit Fleisch.

Ich glaube, wenn man die Tore und Türen öffnen würde, dann würden die Tiere zeigen, was sie wollen. Und glaubt irgendjemand ernsthaft, dass der Löwe dann sein enges Gehege vorziehen würde? Dass die Sau sich freiwillig in ihren Kastenstand begeben würde?

Und jetzt?!

Ich habe keine fertige Lösung für das Dilemma, in dem Tier und Mensch an so vielen Stellen stecken. Können wir alle Türen und Tore öffnen und alle einfach frei lassen? Nein, natürlich nicht und darum geht es ja auch gar nicht. Es geht um Bewusstheit. Für uns selbst und die Welt um uns herum.

Es gibt ja verschiedene Ebenen.

Da ist die physische Ebene. Die Ebene, auf der diese Tiere so leben müssen, wie sie es selbst nie wählen würden. Auf dieser Ebene braucht es eben bessere Haltungsmöglichkeiten und naturnähere Zoos. Denn abschaffen können werden wir sie zumindest jetzt noch nicht. Also sollte man darauf schauen, dass es den Tieren so gut wie möglich geht. Für uns selbst bedeutet das, sehr bewusst zu konsumieren. Wenn es schon Fleisch sein muss, dann selten und bio. Wenn ich selbst ein Haustier habe, dann gilt auch da, dass ich bewusst schaue, was ich füttere. Entweder bio oder Fleisch vom örtlichen Metzger, der weiß, woher das Tier kam oder auch Wildfleisch.

Wenn es ein Zoobesuch sein muss, dann vielleicht lieber ein Serengetipark, in dem die meisten Tiere deutlich mehr Platz haben. Ein Zoo, der den Tieren bessere Haltungsbedingungen bietet (und in den letzten Jahren wird es zum Glück zunehmend besser für die Tiere, auch wenn das die Gefangenschaft nicht rechtfertigt).

Dann gibt es die emotionale Ebene. Die Ebene, wo ein Tier vielleicht sagt: „Es ist okay.“ oder auch „Ich leide.“ Ich für meinen Teil versuche immer, den Tieren zu vermitteln: „Ich sehe dich. Ich denke an dich.“ Egal ob ein Tiertransporter an mir vorbei fährt oder ich Bilder aus Zoos sehe. Ich bemühe mich, mir die Tiere bewusst zu machen und auch ihre unterschiedlichen Gefühle.

Und es gibt auch die geistige Ebene. Damit meine ich die Ebene, auf der wir alle uns möglicherweise unsere Rolle hier auf Erden ausgesucht haben. Die Ebene, auf der wir oder ein Tier möglicherweise eingewilligt hat, eine schwere Rolle zu übernehmen, damit jemand anderes lernen kann. Die Ebene, auf der vielleicht tatsächlich alles okay und in Ordnung ist, weil es im Jenseits eh keine Rolle mehr spielt und alles Leid vergessen ist. Aber für mich persönlich bedeutet das nicht, dass ich auf der physischen Ebene einfach alles als gegeben hinnehme. Oder gar „ganz okay“ finde. Oder glaube, dass die Tiere das freiwillig tun. Denn am Ende wissen wir alle viel zu wenig über diese geistige Ebene, um um ihrer Willen Leid auf der physischen Ebene hinzunehmen. Im Gegenteil: Vielleicht nehmen die Tiere ja auch Leid auf sich, damit wir aufwachen, etwas verändern und damit es immer weniger Leid auf der physischen Ebene gibt?

Ich weiß, das es manche Menschen gibt, die einwenden mögen, dass die Gefangenschaft ja auch Vorteile für die Tiere hat. Ja, das hat das Gefängnis für uns Menschen auch. Du bekommst jeden Tag drei Mahlzeiten, musst dich nicht selbst um deinen Strom oder deine Heizung kümmern usw., du hast viel weniger Verantwortung, musst viel weniger schwierige Entscheidungen treffen, das klingt doch, als würde das Gefängnis uns das Leben leichter machen, oder?! Würdest du deswegen das Gefängnis deiner Freiheit vorziehen?!

Dieses Thema ist vielschichtig und sehr spannend und ich bin mir sicher, dass es noch viele Seiten gibt, die man da beleuchten kann. Heute wollte ich dich mal an meinen grundlegenden Gedanken dazu teilhaben lassen.

Liebe Grüße

Marina

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