Verwandlung zulassen…

Mich hat ein Klappentext von einem Buch mitten ins Herz getroffen. Deswegen möchte ich ihn gerne mit dir teilen und dann auch verraten, was mich daran so berührt hat. Denn ja, auch wenn es erstmal nicht so klingt, es hat etwas mit unseren Tieren zu tun.

Hier also ein Auszug des Klappentextes von dem Buch Trau dich, neu zu werden. Verwandeln statt verändern von Anselm Grün:

„Veränderung ist jedoch für Pater Anselm ein eher negativer Begriff, impliziert er doch, dass etwas so, wie es gerade ist, „falsch“ ist. Er setzt dagegen den der Verwandlung, der deutlich umfassender ist, weil er auch die Schwächen und die Schatten in uns mit einbezieht: Verwandlung geschieht, wenn es gelingt, auch diese schwierigen Seiten anzuschauen und zu akzeptieren, sie als zu uns gehörig anzunehmen. Dann können gerade sie zum Begleiter und Führer werden, die uns den Weg zu dem Schatz zeigen, der in uns verborgen liegt.“

Warum hat mich das so berührt?

Beim Lesen wurde mir nochmal bewusst, dass Verwandlung nicht nur Teil meiner Arbeit ist, sondern auch und vor allem meine Grundeinstellung (meinen) Tieren gegenüber. Und erst durch das Annehmen, dass sie so sind, wie sie sind und dass ich so bin, wie ich bin, konnten sich Situationen wandeln, auflösen, neu werden.

Ich hadere mittlerweile seit vielen Jahren mit der herkömmlichen Art von Training, wie wir es Tieren oft angedeihen lassen. Und ich hadere genau deswegen: Weil die Tiere (oft) verändert werden sollen. Da geht es mitnichten darum, dass der Mensch zuhört und lernt, warum sein Hund Angst hat oder aggressiv wird. Nein, es geht darum, das Tier (und sein Verhalten) zu verändern. Es ist falsch. Es (das Verhalten) muss weg.

Meine Erfahrung ist eine gänzlich andere. Unsere Tiere haben Gründe für ihr Verhalten. Sie machen nichts „einfach so“, aus Unwillen, um uns zu „verarschen“ oder ähnliches. Nein, sie haben Gründe. Und aus ihrer Sicht sind das gute Gründe! Denn sie führen dazu, dass unsere Tiere in einem Gleichgewicht bleiben (auch wenn das für uns oft ein sehr ungutes Gleichgewicht darstellt).

Nun kann man also das Tier verändern. Manchmal klappt das. Manchmal klappt das nicht und das Tier fällt in alte Verhaltensweisen zurück (logisch, denn die halfen dem Tier, ein Gleichgewicht herzustellen, das wir ihm durch die Veränderung (meistens gleichbedeutend mit Training) weggenommen haben. Und das Tier versucht, das Gleichgewicht wieder herzustellen).

Meine Arbeit hat einen anderen Ansatz und einen anderen Grundgedanken: Wenn ich das Tier wahrnehme, so wie es ist, mit allen Schattenseiten, mit all den negativen Verhaltensweisen, wenn ich versuche, seine Gründe zu verstehen, wenn ich bereit bin, die Botschaft meines Tieres zu hören und umzusetzen, dann kann und darf Verwandlung geschehen! Dann ist Veränderung kein harter Prozess, mit Training und Lob oder Strafe, sondern dann geschieht Verwandlung aus der Beziehung zwischen uns und unserem Tier heraus. Und darf sanft und liebevoll geschehen.

Es ist nicht immer einfach, sein Tier ganz anzunehmen. Denn oft ist der allererste Schritt, uns selbst ganz anzunehmen. Auf jeden Fall erlebe ich es immer wieder so, dass dieser Weg, sein Tier mit allem einfach anzunehmen auch beim begleitenden Menschen den gleichen Prozess anschubst. Und dann kann so unendlich viel Verwandlung geschehen, wenn der Mensch nicht nur sein Tier sondern sogar sich selbst so annimmt, wie er ist.

Es ist ein Weg, den wir gemeinsam mit unserem Tier beschreiten können, wenn wir wollen.

Es geht nicht immer nur geradeaus und sicher werden da auch mal Steine auf dem Weg liegen. Darüber hinaus ist es ein Weg, der noch relativ selten (zum Glück aber immer öfter) gegangen wird und der uns deswegen manchmal schwer vorkommt.

Ich glaube nicht, dass dieser Weg schwer ist. Im Gegenteil, ich glaube, dass dieser Weg mit jedem Schritt immer leichter wird. Und wir haben einen großartigen Partner an unserer Seite: Unser Tier!

Herzliche Grüße

Marina

Leave A Response

*

* Denotes Required Field